Bye-bye Diesel: Die coolsten E-Autos im Wandel der Zeit
Von wegen, Elektroautos sind nicht cool. Genaugenommen waren E-Autos schon voll hipp, als Autos mit Verbrennungsmotor noch mit dem Auspuffrohr ins Gebirge starrten. Und so manch elektrobetriebenes Fahrzeug war bereits dort, wo noch nicht mal ein Mensch je gewesen ist – geschweige denn ein knarrender Dieselzerstäuber. Wir zeigen Ihnen ein Dutzend faszinierender Stromer und nehmen Sie dabei gleichzeitig mit auf eine Zeitreise, die drei Tatsachen verdeutlicht: den E-Autos gehört die Vergangenheit, die Zukunft und die unendlichen Weiten des Weltraums.
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Die abgefahrensten Elektroautos der Welt und darüber hinaus
Dieselmotoren sind in den letzten Monaten etwas in Verruf gekommen. Die für Tests zurecht gebogenen Abgaswerte der diversen Autohersteller führten zu einem mittlerweile unüberschaubaren Abgasskandal. Und die halbherzigen Versuche, die angegebenen Herstellerwerte mittels Software-Update doch noch zu erreichen, gewinnen das Vertrauen der Verbraucher in keinster Weise zurück.
Doch trotz des Abgasskandals rund um die Dieselfahrzeuge wollen die Elektroautos in Deutschland nicht so recht in Fahrt kommen. Bis Anfang 2017 waren im Heimatland der Autobahnen lediglich 34.000 E-Mobile angemeldet. Angela Merkel wollte bis 2020 eine Million Stromer auf den deutschen Straßen haben, dieses Ziel ist von der Realität weit entfernt. Und das trotz aller Bezuschussungen des Staates und den Abgasskandalen der Autohersteller. Dabei sind Elektroautos viel cooler als ihr Ruf. In dieser Galerie stellen wir Ihnen die 12 markantesten Elektroautos der Geschichte vor, angefangen vom ersten E-Auto aus den 1880ern bis hin zu diversen Rekordfahrzeugen und Weltraumeroberern.

01, Der Allererste - Flocken Elektroauto von 1888
1886 stellte ein gewisser Carl Benz aus Mühlburg bei Karlsruhe das erste Auto mit Verbrennungsmotor vor. Nur zwei Jahre später erschien das erste Elektroauto auf vier Rädern von dem Coburger Fabrikanten Andreas Flocken. Das Rennen um die Antriebssysteme bei Automobilen begann also bereits in den 1880ern.
Den zeitlichen Vorsprung am Automarkt konnten die Verbrennungsmotoren zunächst jedoch nicht nutzen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beherrschte der Elektroantrieb den Fahrzeugmarkt. So zählte man 1901 in New York für Automobile mit Verbrennungsmotor einen Marktanteil von lediglich 20 Prozent, 30 Prozent der Fahrzeuge wurden noch mit Dampf betrieben und 50 Prozent der Antriebe basierten auf Strom. Der Siegeszug der Stromer hielt bis etwa 1910 an. Danach sorgten fallende Spritpreise und die höheren Reichweiten der Autos mit Verbrennungsmotor für das vorläufige Ende der Ära von E-Autos.

02, "Die nie Zufriedene" - La Jamais Contente von 1899
Der Belgier Camille Jenatzy war am 29. April 1899 der erste Mensch, der zu Land über 100 km/h fuhr. Jenen Rekord von exakt 105,88 km/h erreichte der Rennfahrer mit seinem selbst konstruierten E-Flitzer "La Jamais Contente", was so viel bedeutet wie "Die nie Zufriedene".
Der Rekord von Camille Jenatzy hielt fast drei Jahre lang und wurde am 13. April 1902 von Léon Serpollet mit seinem eiförmigen Dampfwagen namens Oeuf de Pâques (Osterei) gebrochen – er brachte 120,8 km/h auf den Tacho. Camille Jenatzy verstarb übrigens bereits mit 45 Jahren – nicht etwa, weil er zu schnell fuhr, sondern weil ihn bei der Jagd die Kugel eines Kollegen erwischte.

03, Auf der Milchstraße - Milk Float Milchlieferwagen aus Großbritannien in den 1970ern
In den 1910er-Jahren endete die Ära der Elektroautos abrupt, weil der Sprit für Verbrennungsmotoren stetig günstiger wurde und jene Antriebsart auch für längere Reichweiten geeignet war. So fiel der Bereich E-Mobility in einen rund 80-jährigen Dornröschenschlaf, in dem sich entwicklungstechnisch praktisch nichts tat. Noch nicht mal die Ölkrise in den 1970ern vermochte es, das Interesse an Elektrofahrzeugen wieder anzukurbeln.
Doch es gab noch eine Bastion für Elektroautos: Milchmänner mit ihren Milk Floats hielten die Fahne für E-Fahrzeuge weiterhin hoch. Jene elektrischen "Milchflöße" waren deshalb so beliebt, weil sie bei den Lieferungen in den frühen Morgenstunden keinen Lärm machten. Grundsätzlich gab es in ganz West-Europa solche Milchwagen, am meisten Verbreitung fanden sie aber in Großbritannien.

04, Der Abgehobene - Mondauto Lunar Roving Vehicle von 1971
Das wohl abgehobenste Cabriolet der Welt war gar nicht für irdische Zwecke gedacht, sondern als pragmatisches Fortbewegungsmittel für Astronauten auf dem Mond. Es ging erstmals 1971 mit der Mission Apollo 15 mit in die Luft und kam auch noch bei Apollo 16 (April 1972) sowie Apollo 17 (Dezember 1972) zum Einsatz.
Angetrieben wurde die 210 Kilogramm schwere Aluminium-Karosse von 4 elektrischen 180-Watt-Motoren, die ihren Strom von nicht wiederaufladbaren Varta-Batterien mit 121 Ah Kapazität zogen. Das reichte für eine maximale Strecke von 92 km auf dem Mond bei einer Höchstgeschwindigkeit von 13 km/h – da flattern die Haare steif im Wind …

05, Der Langläufer - Horlacher Sport I von 1991
Das Schweizer Unternehmen Horlacher schrieb es sich auf die Fahnen, diverse Konzeptfahrzeuge auf Elektrobasis zu entwickeln. Eine jener Entwicklungen ist das Leichtelektromobil Horlacher Sport I, welches seit 1991 gebaut wird. Der kleine, 750 Kilogramm leichte Flitzer mit 14-KW-Elektromotoren nimmt maximal zwei Personen mit auf die Reise, dafür kann diese richtig lange ausfallen.
1992 stellte der Horlacher Sport I einen Reichweitenrekord von 547 Kilometern auf, soweit wie noch kein Elektroauto vorher. Der Reichweitenrekord hatte über 20 Jahre lang bestand, bis ein Fahrzeug der Firma Tesla ihn überbot – doch dazu später mehr.

06, Der Straßenkreuzer - Eliica von 2003
Der Uni-Professor und Autokonstrukteur Hiroshi Shimizu arbeitet seit den 1970ern an Elektroautos, weil er die Luftverschmutzung in seiner Heimatstadt Tokio für bedenklich hält. Sein bekanntestes und insgesamt achtes Werk war 2003 der vierachsige Elektro-Sportwagen Eliica (Electric Lithium-Ion battery Car). Sein Ziel war es, mit diesem Prestige-Objekt die vorherrschenden Vorurteile über E-Autos aus der Welt zu schaffen. Mit Sicherheit war es zumindest ein weiterer Schritt für die E-Mobility. Der Eliica sollte eigentlich mal die 400 km/h-Marke reißen, bis heute stockt der Rekordversuch bei "nur" 370 km/h. Seine Reichweite pro Akkuladung liegt immerhin bei 320 Kilometer.
Die vier Achsen respektive acht Räder sollen übrigens dazu dienen, die Kraft der Elektromotoren besser auf die Straße zu traktieren. Außerdem soll die doppelte Bereifung den Fahrkomfort erhöhen. Nachteil: ein Satz neuer Winter- oder Sommerreifen tut an der Kasse doppelt weh.

07, Der Photovoltaik-Gleiter - NUNA 3 von 2005
E-Autos sind ja gut und schön, doch der eigentliche Mobilitätstraum wären Fahrzeuge, die auch noch ohne Steckdose auskommen. Solche Autos gibt es, wenn auch (noch) nicht für die Straße. Ihre Energie beziehen sie über Photovoltaik-Module direkt vom Sonnenlicht, manche Solarautos erreichen damit bis zu 2,25 Kilowatt elektrische Leistung, was mit bis zu 200 KW bei normalen PKWs vergleichbar ist.
Austoben dürfen sich solche Photovoltaik-Gleiter dann bei so genannten Solar-Ralleys. Wichtigste Veranstaltung hierfür ist die World Solar Challenge in Australien, wo Sonne und damit der Fahrsprit vom Himmel garantiert sind. Einer der Stars dieser Veranstaltung ist das holländische Entwickler-Team NUON. Anno 2003 erstellten sie mit ihrem Solargefährt NUNA 2 einen neuen Reichweitenrekord von 830 Kilometer. Rund zwei Jahre später durchbrachen NUON mit NUNA 3 erstmals die "Solar-Schallmauer" von 100 km/h, sie erreichten sogar 102 km/h.

08, Der Spritzige - Wrightspeed X1 von 2006
Der neuseeländische Ingenieur und Tesla-Mitbegründer Ian Wright baute für spezielle Beschleunigungsrennen den als Roadster ausgelegten E-Sportwagen Wrightspeed X1, der sich etwas an dem Look von Formel-3-Rennautos orientiert. Als Motor dient dem knapp 700 Kilogramm leichten Wrightspeed X1 eine 3-phasige 4-Pol-Drehstrom-Asynchronmaschine mit 260 PS (191 kW) und einem maximalen Drehmoment von 257 Nm zwischen 0 und 5000 Umdrehungen pro Minute. Für die nötige Energie sorgt ein Lithium-Ionen-Akkumulator mit einer Kapazität von 25 kWh.
Klingt alles recht technisch und dient nur einem Zweck: möglichst schnell von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Das schafft der Wrightspeed X1 in rekordverdächtigen 2,9 Sekunden. Zum Vergleich: der Benzin-verschlingende Supersportwagen Porsche Carrera GT mit 612 PS (450 KW), 17,8 Liter Verbrauch auf 100 km und einer Höchstgeschwindigkeit von 334 km/h braucht aus dem Stand immerhin 3,9 Sekunden, bis er die 100er-Marke erreicht. Dies demonstriert eindrucksvoll eine der Stärken von Elektroautos, die schnelle Beschleunigung aus dem Stand – das gilt übrigens auch für normale E-PKWs, die vergleichbare Sprit-Modelle an einer Ampel locker stehen lassen.

09, Der Meistverkaufte - Nissan Leaf von 2010
Das mit Abstand am wenigsten aufregende Auto in unserer E-Mobil-Reihe ist sicherlich der Nissan Leaf aus Japan, der seit 2010 in Serie gebaut wird. Er besitzt mit 160 bis 200 Kilometer eine überschaubare Reichweite, die 109 PS (80 Kilowatt) Motorleistung entsprechen der typischer Klein- bis Mittelklasse-PKWs und die Maximalgeschwindigkeit von 144 km/h lockt auch keinen hinter dem Ofen hervor, in dessen Adern Benzin fließt.
Der Nissan Leaf ist eben einfach eine zweckdienliche Familienkutsche, als solche wiederum setzt er aber einige Bestmarken. So ist der Nissan Leaf weltweit das meistverkaufte Elektroauto, bis Ende 2015 entschieden sich rund 200.000 Familien für die strombetriebene Mittelklasse-Limousine. Darüber hinaus weist der Nissan Leaf von allen erhältlichen Serienfahrzeugen die beste Ökobilanz (Herstellung, Betrieb, Entsorgung) auf. Und für Familien ebenfalls von höchster Priorität: die Crashtest-Institution Euro NCAP bescheinigt dem Nissan Leaf beste Sicherheitskriterien und verleiht dem Wagen 5 von 5 möglichen Sternen. So cool kann langweilig sein …

10, Der Sonnenanbeter - SolarWorld GT von 2011
Aus dem grauen Ruhrpott raus ins sonnige Australien hieß es für 30 Studenten der Hochschule Bochum, die ihr selbst entwickeltes Fahrzeug SolarWorld GT anno 2011 ins Rennen der World Solar Challenge schickten. Es war bereits ihr vierter Wagen auf Solarbasis, aber der erste, der tatsächlich eine Straßenzulassung bekam. Bei dem Rennen selbst belegte die Ruhrpott-Kutsche zwar nur Platz 26, gewann dafür aber den Design Award. Und wo man schon mal am anderen Ende der Welt war, brachen einige der Studenten mit dem SolarWorld GT am 26. Oktober 2011 zu ihrer Weltumrundung auf. Die erfolgreiche Reise dauerte bis Dezember 2012, damit ist der SolarWorld GT das erste autarke Solar-Fahrzeug, welches die Welt umrundete. Im Schnitt legte das Gefährt am Tag 130 Kilometer zurück. Die gefahrenen Landkilometer betrugen insgesamt 29.753 Kilometer.
Noch ein paar technische Daten zum SolarWorld GT: Der Antrieb erfolgt über zwei 5-KW-Radnabenmotoren an den Vorderrädern. Die erreichbare Maximalgeschwindigkeit liegt bei rund 100 km/h. Das Leergewicht des Sonnen-Coupes liegt bei 300 Kilogramm, wobei allein die Akkus 50 Kilo wiegen. Bei vollgeladenen Akkus kann das Fahrzeug auch ohne Sonne noch 400 Kilometer zurücklegen. Aber mit Sonne fährt es sich natürlich beruhigter, dafür sind auf dem Autodach sowie am Kofferraum insgesamt 6 m² von besonders effizienten Solarzellen verlegt. Genau so könnte vielleicht auch die Zukunft normaler PKWs aussehen – zumindest in Ländern, wo es auch noch einen Sommer gibt.

11, Der Super-Allrounder – Tesla Model S von 2016
Denkt man an Elektroautos, kommt einem als erstes die Firma Tesla in den Sinn – die Innovationstreiber, wenn es um E-Mobility geht. Das Unternehmen wurde 2003 gegründet und machte es sich zur Aufgabe, die Entwicklung von Elektroautos weiter voranzutreiben und für die breite Masse attraktiv zu machen. Zu diesem Zweck stellte Tesla schon mehrere aufsehenerregende Modelle vor. Doch für am meisten Furore sorgt das Tesla Model S, eine Sportlimousine der Superlative.
Gebaut wird der Wagen seit 2012. In seiner neuesten Ausführung muss sich der Power-Stromer vor keinem Supersportwagen mit Verbrennungsmotor mehr verstecken, im Gegenteil. Das Flaggschiff der Model-S-Reihe mit der Bezeichnung P100D protzt mit 700 PS (515 KW), 250 km/h Höchstgeschwindigkeit, einer Beschleunigung von 0 auf 100 in 2,7 Sekunden und einer Reichweite von 613 Kilometer pro Akkuladung. Jene Werte erkauft man sich natürlich zu einem satten Aufpreis gegenüber dem Standardmodell mit 320 PS, 210 km/h und 400 Kilometer Reichweite, sie beweisen aber eindrucksvoll, was mit der Technik für Elektroautos bereits möglich ist.

12, Der Marsianer - ExoMars Rover im Jahre 2020
Dort, wo noch nie ein Mensch je gewesen ist, soll im Jahr 2020 der ExoMars Rover landen – auf dem Mars. Er ist dabei nicht der erste Mars-Rover. Seine Vorfahren Sojourner (1996), Spirit (2004) und Opportunity (2004) traten die Reise lange vor dem ExoMars Rover an. Allen gleich ist die Stromversorgung über Solarzellen und einen entsprechenden elektrischen Antrieb. Das funktioniert im Falle des Opportunity so gut, dass dieser nun seit über 13 Jahren auf dem Mars Dienst schiebt und nach Wasser sucht.
2020 soll dann mit dem ExoMars Rover die Verstärkung folgen. Der ExoMars Rover wurde von der Europäischen Weltraumorganisation ESA gebaut und soll mit einer russischen Trägerrakete sicher den roten Planeten erreichen. Er ist mit neun hochsensiblen Messgeräten und einem Bodenbohrer ausgestattet und soll unter der Erde nach vergangenen oder aktuellen biologischen Spuren suchen. Alles dreht sich also um die Frage, ob es auf dem Mars Leben gibt. Und während diese Frage wohl noch eine Weile lang unbeantwortet bleibt, ist eines bereits sicher: Es gibt Elektroautos auf dem Mars, und sie fühlen sich dort sehr wohl.
Autor: Andy Ilmberger