Teuer, aber trendy: 11 Fakten über die Kaffeekapsel
Voll- oder doch lieber Halbautomat, per Filter oder Espressokanne: Wie haben Sie heute morgen Ihren Kaffee gebrüht? Eine schnelle Methode hat momentan ein Allzeithoch: die Kaffeekapsel. Doch dank der Aluhülse gilt sie gleichzeitig als Umweltsünder schlechthin. Ob das so uneingeschränkt stimmt? Elf Fakten über Kaffeekapseln.
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Bier, Wein …? Nein, Kaffee ist des Deutschen liebstes Getränk. 162 Liter trinkt so ein Durchschnittsbürger im Jahr. Allerdings gibt es fast genauso viele Möglichkeiten, um den Muntermacher aufzubrühen. Bequeme Genießer greifen oft zum Kapselkaffee: Gut zu dosieren, viele verschiedene Sorten und im Handumdrehen zubereitet. Zudem ist eine Kapselmaschine so etwas wie das "iPhone der Küche" – ein Produkt, bei dem Design und Lebensgefühl im Vordergrund stehen.
Doch der Ruf der Kaffeekapseln ist schlecht: Dank Aluverpackung gelten Kaffeekapseln als Umweltsünder, zudem werden sie oft als Mogelpackung verschrien. Alles nur Halbwahrheiten? Der News-Insider hat elf Fakten über die Kaffeekapsel gesammelt.

Fakt 1: Filter vs. Kapsel
Kaffee aus der Filtermaschine ist in Deutschland immer noch ganz klar die Nummer eins. Doch die Kapseln sind weiterhin auf dem Vormarsch. Jeder vierte Kaffeejunkie hat schon eine entsprechende Maschine in seiner Küche stehen.
In der Schweiz, dem Heimatland von Nestlés Kaffeesystem Nespresso, geht eigentlich nichts mehr ohne Kapseln. 57 Prozent der Kaffeetrinker brühen den Muntermacher damit auf.

Fakt 2: Höhenflug
Logisch also, dass immer mehr des weltweit produzierten Kaffees in Kapselform über die Ladentheke geht. Hier ist der Verkauf um 3,9 Prozent angestiegen, die Nachfrage nach gemahlenem Kaffee dagegen um 3,0 Prozent gesunken.

Fakt 3: Lang hat's gedauert
Alles fing mit der Idee des Ingenieurs Eric Favre an. Er entwickelte bereits 1970 für Nestlé das erste Nespresso-System. Doch die Erfindung schlummerte ganze 16 Jahre in der Schublade, bevor sie auf dem Markt kam. Allerdings sorgte erst George Clooneys "What else?" dafür, dass die Maschine ab 2001 auch in Deutschland reißenden Absatz fand.

Fakt 4: Für Werbung rollt der Rubel
Der größte Konkurrent Nestlés ist inzwischen das niederländische Unternehmen Jacobs Douwe Egberts. Zu dem gehören zum Beispiel die Marken Jacobs, Senseo und Tassimo. Im Kampf um die Kunden fließen daher hohe Ausgaben in die Werbung.
Laut dem Marktforschungsfirma Ebiquity hat Nespresso in Deutschland für TV-Spots, Zeitungs- und Zeitschriftenanzeigen sowie Online-Banner fast 26 Millionen Euro ausgegeben. Nestlés Zweitmarke Dolce Gusto ließ sich die Werbemaßnahmen 13 Millionen Euro kosten.
Jacobs Douwe Egberts investierte 24 Millionen Euro, um die Kunden für ihre Kapsel-Produkte zu begeistern.

Fakt 5: ein lukratives Geschäft
Der bequeme Kaffee aus den Kapseln kommt dem Verbraucher teuer: Ein halbes Kilo Kaffeepulver kostet je nach Anbieter zwischen 20 und 30 Euro. Im Vergleich: Eine 500-Gramm-Packung normaler Kaffee ist für vier bis zehn Euro zu haben.

Fakt 6: doch nicht so schlimm?
Aller Kritik zum Trotz: Kapseln könnten umweltfreundlicher sein als Vollautomat- oder Filterkaffee. Denn für letzteres ist pro Tasse bis zu neun Gramm Kaffeepulver notwendig. In den Kapseln ist dagegen nur sechs Gramm enthalten. Da die größte Umweltbelastung bei der Kaffeeherstellung selber entsteht, ist das ein Pluspunkt für die Kapseln. Wäre da nicht der ganze Müll …

Fakt 7: mehr Müll als Genuss
Denn die sechs Gramm Kaffee werden von drei Gramm Aluminium umhüllt. Insgesamt braucht es zur Herstellung 16 Mal mehr Aluminium als bei normalem Kaffee.

Fakt 8: Recycling-Problem
Stiftung Warentest schätzt, dass 2015 in Deutschland 5.000 Tonnen Alukapseln auf dem Müll gelandet sind – Tendenz steigend. Denn wanderten 2005 noch 800 Tonnen Kapseln über die Theke, sind es zehn Jahre später bereits 20.600 Tonnen. Das Problem: Viele schmeißen die Kapseln nicht in den Gelben Sack, sondern in die Biotonne oder in den Restmüll. Recycling ist damit unmöglich.

Fakt 9: Steuer oder Pfand?
Vielen Deutschen ist das Wiederverwertungsproblem bewusst. 53 Prozent befürworten daher eine Kapselsteuer. In Dänemark gibt es zum Beispiel bereits eine Verpackungssteuer für Kunststoffe. Ein anderer Vorschlag: Es soll ein Pfandsystem geben.

Fakt 10: mit gutem Beispiel voraus
Die Stadt Hamburg hat Anfang 2016 einen "Leitfaden für umweltverträgliche Beschaffung" erstellt. Dieser empfiehlt, was die Stadtverwaltung kaufen sollte und was nicht. Auf der Negativliste: Kaffeemaschinen mit Alukapseln. In der Begründung heißt es: "Diese Portionsverpackungen führen zu einem unnötigen Ressourcenverbrauch und Abfallaufkommen und enthalten häufig umweltschädliches Aluminium."

Fakt 11: Alu-Alternativen
Es geht auch anders: Die kompostierbaren Kapseln von "La Coppa" bestehen aus Zuckerrüben, die Abdeckung aus papierenem Filz. Das heißt, sie kommen nach Gebrauch direkt in die Bio-Tonne und werden komplett abgebaut. Auch preislich unterscheiden sie sich kaum von den herkömmlichen Kapseln. Auch wiederbefülltbare Varianten sind inzwischen erhältlich.
Autor: Anja Kopf